Hattrick für Balanche – Premiere für Walker – Party dank Kolb
Besonders im Frauenwettbewerb lagen Glück und Drama ganz nah beieinander, denn während sich Camille Balanche in Leogang ihren dritten Sieg im dritten Rennen sicherte, gelang es Lokalmatadorin Vali Höll erneut nicht vor heimischem Publikum zu gewinnen.
Grund zur Freude gab es in der Alpenrepublik dennoch, denn Andreas Kolb sicherte sich den fünften Platz und die bis dato beste Platzierung der österreichischen Downhillmänner. Der ehemalige Gesamtweltcupsieger Matt Walker holte in Leogang den ersten Weltcupsieg seiner Karriere.
Schweizer Hattrick, Valis Heimfluch und britische Überraschung
Sechs Fahrerinnen fahren derzeit um Weltcupsiege mit, hatte Lokalmatadorin Vali Höll (AUT) vor dem Downhill-Rennen im Epic Bikepark Leogang festgestellt. Doch die Speedster-Strecke sollte es auch den vermeintlichen Favoritinnen nicht leicht machen, besonders die immer noch sehr schlammige und zerfahrene Waldsektion hatte es in sich. Kaum eine Fahrerin kam ohne Sturz nach unten. Nina Hoffmann (GER) und Marine Cabirou (FRA) mussten früh ihre Hoffnungen auf den Sieg begraben.
Nachdem die Downhill-Weltcup Newcomerin Louise-Anna-Ferguson (GBR) nach einem starken Debüt lange im Hotseat saß, schob sich Eleonora Farina (ITA) mit einem fehlerfreien Lauf an die Spitze. Anschließend zeigte Weltmeisterin Myriam Nicole, dass sie das Regenbogentrikot nicht zu Unrecht trägt: Trotz Sturz in der Top-Sektion, aber dank einer perfekten Fahrt durch den Wald, stellte die Französin eine neue Bestzeit auf, die schließlich völlig verdient für den zweiten Platz reichen sollte.
Local Hero Vali Höll gab von Beginn an alles und steuerte mit sieben Sekunden Vorsprung in Richtung Motorway-Sektion, als die Österreicherin aus dem Gleichgewicht kam und zum ersten Mal stürzte. Mit nun einer halben Sekunde Rückstand auf Nicole, musste Vali auch im Wald volles Risiko gehen, wo sie ein weiteres Mal stürzte. Der Heimfluch schlug erneut zu und Vali musste sich nach einer starken Aufholjagd letztendlich mit Rang sechs begnügen.
Nun stand nur noch Titelverteidigerin Camille Balanche (SUI) im Start-Gate. Nach Siegen im vergangenen Jahr und bei der WM 2020 strebte die aktuelle Weltcupführende ihren persönlichen Leogang Hattrick an. Und sie ließ von Beginn an keinerlei Zweifel aufkommen, dass das heute ihr Tag sein wird. Nach einem nahezu perfekten Run im oberen Wiesen-Abschnitt und auf dem Motorway ging die Schweizerin mit acht Sekunden Vorsprung in den schwierigen Wald-Abschnitt, baute dort ihre Führung sogar aus und passierte schließlich mit über elf Sekunden Vorsprung die Ziellinie.
„Es war ein sehr guter Lauf von mir. Ich bin froh, dass ich meine Fehler aus der Qualifikation nicht wiederholt habe. Das war vor allem für den Kopf wichtig, damit man während des gesamten Laufs positiv bleibt. Die Strecke ist zwar oben trocken, dennoch habe ich die Matschreifen drauf gelassen, weil die Schlüsselstelle unten im Wald ist. Das war eine gute Entscheidung.“ – Camille Balanche
„Es war ein harter Lauf hier in Leogang! Der untere Waldabschnitt war extrem schwer zu fahren und ich hatte Mühe, nicht zu stürzen. Nach dem Sturz gleich am Anfang der Strecke in der ersten Off-Camber war es ein ziemlicher Alptraum weiterzufahren. Ich hatte allgemein ein sehr schweres Wochenende, deshalb bin ich mit dem zweiten Platz sehr zufrieden.“ – Myriam Nicole
DHI Ergebnisse Elite Frauen:
1. Camille Balanche (SUI) 4:08:218
2. Myriam Nicole (FRA) 4:19:586
3. Eleonora Farina (ITA) 4:24:281
4. Louise-Anna Ferguson (GBR) 4:29:876
5. Monika Hrastnik (SLO) 4:30.258
Gesamtweltcup Standing Top 5:
1. Camille Balanche (SUI) 685 Points
2. Myriam Nicole (FRA) 555 Points
3. Valentina Höll (AUT) 460 Points
4. Eleonora Farina (ITA) 395 Points
5. Nina Hoffmann (GER) 368 Points
Matt Walker sichert sich seinen ersten Sieg bei einem Weltcuprennen, Andy Kolb holt das erste Podium für die österreichischen Downhill-Männer
Auf deutlich trockenerer Strecke gingen anschließend die Downhill-Männer in ihr Elite-Finale. Nachdem bereits zahlreiche Favoriten aufgrund schlechter Quali-Ergebnisse früh auf den Track mussten, stand bald fest, dass wir in Leogang einen neuen Weltcupsieger im Jahr 2022 erleben würden.
Gesamtweltcupführender Amaury Pierron (FRA) übernahm nach starkem Run, mit vollem Risiko und kaum Fehlern zwar den Hotseat von Landmann Loris Vergier (FRA), musste diesen aber umgehend wieder räumen, als Angel Suarez Alonso (ESP) seine Zeit sauber und kompromisslos toppte. Der Spanier hingegen konnte es sich erstmal gemütlich machen und sich bis weit in die Top 10 auf dem Platz an der Spitze sonnen. Weder Laurie Greenland (GBR) noch Thibaut Daprela konnten aufgrund von Stürzen entscheidend ins Geschehen eingreifen.
Erst Danny Hart (GBR) gelang es als viertletztem Starter Suarez Alonsos Zeit um 1,2 Sekunden zu verbessern. Der Brite machte im Wald eine neue Linie auf und ging volles Risiko. Ihm folgte sein Landsmann Matt Walker (GBR) auf den Track, der sich in der schlammigen Waldpassage mindestens genauso wohl fühlte wie Hart selbst. Und das zeigte er auch. Nach fünf Führungswechseln in den Zwischenzeiten war am Ende klar, dass Gesamtweltcupsieger von 2020 das britische Duell für sich entscheiden würde.
Finn Iles (CAN) leistete sich im Anschluss zu viele kleine Fehler, um in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können. Nun konnte nur der französische DH-Meister Benoit Coulanges den britischen Doppelsieg verhindern. Und lange sah es genau danach aus. Nach dem Motorway lag der Franzose bereits über eine Sekunde in Führung. Sein hohes Risiko wurde ihm dann auch im Wald zum Verhängnis, als er einen Baum touchierte und stürzte. Sein Missgeschick bedeutete gleichzeitig den fünften Platz für Andreas Kolb (AUT), der damit das erste Podium und die beste Platzierung bisher für die österreichischen Downhill-Männer einfuhr.
„Ehrlich gesagt, kann ich es nicht in Worte fassen. Ich versuche einfach den Moment zu genießen. Mit dem Sieg habe ich nicht wirklich gerechnet. Heute Morgen habe ich mich gut gefühlt, habe den vor und während des Rennes ein paar gute Entscheidungen getroffen, zum Beispiel die richtigen Reifen aufgezogen. Es ist unglaublich, ein Ziel wie dieses zu erreichen. Ich bin mit einem positiven Mindset in die Saison gestartet und habe versucht nach und nach mein Momentum aufzubauen. Gerade bin ich superglücklich.“– Matt Walker
„Ich habe beinahe meinen Start verpasst und in der ersten Kurve gingen meine Bremsen noch nicht. Ich habe alles gegeben vom ersten Meter der Strecke bis zum letzten, weil ich wusste, dass das notwendig war. Als ich die Ziellinie überquerte, musste ich nicht zurückblicken. Ich wusste einfach, dass es ein guter Lauf war. Jetzt auf dem Podium zu stehen mit meinem Teamkameraden Charlie auf dem 8. Platz macht mich einfach nur stolz. Ich bin allen, die mir geholfen haben, unbeschreiblich dankbar, meinen Eltern, dem gesamten Continental Atherton Team. Ein riesen Dankeschön an alle Fans vor Ort. Ihr habt mich förmlich ins Ziel getragen und gefeiert wie einen Rockstar. Das ist der glücklichste Tag meines Lebens, ich kann es noch gar nicht glauben.“ – Andreas Kolb
DHI Ergebnisse Elite Männer:
1. Matt Walker (GBR) 3:28.816
2. Danny Hart (GBR) 3:29.141
3. Angel Suarez Alonso (ESP) 3:30.370
4. Amaury Pierron (FRA) 3:30.530
5. Andreas Kolb (AUT) 3:31.249
Gesamtweltcup Standing Top 5:
1. Amaury Pierron (FRA) 580 Points
2. Matt Walker (GBR) 443 Points
3. Danny Hart (GBR) 401 Points
4. Benoit Coulanges (FRA) 380 Points
5. Laurie Greenland (GBR) 354 Points
Britischer Doppelsieg beim Junioren-Finale
Als erste durften die JuniorInnen am heutigen Downhill- Finalsamstag auf die immer trockener werdende „Speedster“-Strecke. Bei den DH-Junioren sicherte sich Jordan Williams (GBR) den Sieg vor Jackson Goldstone (CAN) und geht damit auch in der Gesamtwertung am Kanadier vorbei. Bei den Juniorinnen siegte mit über 14 Sekunden Vorsprung Phoebe Gale (GBR) klar vor Jenna Hastings aus Neuseeland und rückt damit näher an Gesamtweltcupführende Gracey Hemstreet (CAN) heran, die heute die drittschnellste Zeit einfuhr.
„Ich hatte einen guten Lauf! Ich fühlte mich am Anfang der Strecke noch unsicher und wusste nicht wirklich, wie es nach dem Sturz im Qualifying gestern laufen würde. Ich habe den oberen Teil der Strecke perfekt getroffen und ich wusste jetzt läuft es. Die Stelle, an der ich im Qualifying stürzte, bin ich sicher gefahren, und wollte danach im Flow bleiben, habe aber unten zwei große Fehler gemacht. Ich glaube nicht, dass ich dadurch viel Zeit verloren habe. Ich freu mich sehr über diesen Sieg und die Führung im Gesamtweltcup. Ich habe jetzt das #1-Plate, das ist echt cool!“ – Jordan Williams
„Es war ein wirklich schweres und anstrengendes Wochenende. Grip auf der Strecke zu bekommen war nicht einfach, weil sie sich das ganze Wochenende über verändert hat. Mein einziges Ziel war es, das Bike am Rollen zu halten und das habe ich geschafft. Ich bin total glücklich, dass ich hier heute gewonnen habe.“ – Phoebe Gale
Ausblick: Doppeltes Double für Lecomte und Flückiger? Wie schlagen sich die Lokalmatadorinnen?
Die Cross-Country Elite hat bereits gestern mit spannenden Rennen im Short Track den Grundstein für ein erfolgreiches Weltcupwochenende gelegt. Loana Lecomte und Mathias Flückiger haben gezeigt, dass ihnen die Leoganger Strecke liegt und werden nun alles daransetzen, dass Double aus dem Vorjahr zu wiederholen, als sie neben dem Short Track auch über die Olympische Distanz erfolgreich waren.
Bei den Elite-Frauen werden besonders die Lokalmatadorinnen Laura Stigger und Mona Mitterwallner versuchen vor heimischem Publikum ein starkes Rennen zu fahren und wichtige Weltcuppunkte zu sammeln. Bei den Männern richten sich alle Augen auf Weltcup-Leader Nino Schurter, der mit einem weiteren Sieg zum alleinigen Rekordhalter für die meisten Weltcupsiege aufsteigen würde. Als bestplatzierte Deutsche aus dem Short Track starten Nadine Rieder und David List ins Rennen.
Weitere Informationen zum Mercedes-Benz UCI Mountainbike Weltcup in Saalfelden Leogang gibt es unter www.mtb-weltcup.at.
Für alle, die nicht live beim Doppel-Weltcup dabei sein können, gibt es die Möglichkeit die Finalrennen live auf Red Bull TV und ORF Sport+ zu verfolgen.
Zu einem rundum gelungen Festival-Wochenende gehören natürlich zahlreiche Sideevents. Vor dem XCO-Finale am morgigen Sonntag findet eine BMX Show mit Senad Grosic statt. In der großen Expo-Area können überdies die heißesten Neuigkeiten aus der Bike-Welt bestaunt werden, während man in der Team Area seinen Idolen und Helden zum Greifen nahekommt. Die beiden Areas sind und sonntags von 9.30-17 Uhr geöffnet.