UCI 2020 Mountainbike Weltmeisterschaft –Packende Cross-Country Rennen und ein Goldregen für Frankreich

Samstag, 10.10.2020

UCI 2020 Mountainbike Weltmeisterschaft –Packende Cross-Country Rennen und ein Goldregen für Frankreich

Sonnenschein, Regenwolken und Nebel, ein spektakuläres Panorama, eine extrem anspruchsvolle Strecke, schwierige Bedingungen und spannende Rennaction.

UCI 2020 Mountainbike Weltmeisterschaft –Packende Cross-Country Rennen und ein Goldregen für Frankreich

Sonnenschein, Regenwolken und Nebel, ein spektakuläres Panorama, eine extrem anspruchsvolle Strecke, schwierige Bedingungen und spannende Rennaction – der vorletzte Tag der UCI 2020 Mountainbike Weltmeisterschaft in Saalfelden Leogang hätte spektakulärer nicht sein können. In allen drei hart umkämpften Cross-Country Rennen, war an Frankreich allerdings kein Vorbeikommen. Sowohl bei den U23 Damen als auch in beiden Elite Klassen hieß es am Ende des Tages: Gold für Frankreich.


Pauline Ferrand-Prévot dominant, spannender Kampf um Silber und Bronze
Nach einem kühlen und nebligen Morgen, begrüßte Saalfelden Leogang die Elite Damen mit strahlendem Sonnenschein und bestem Herbstwetter an der Startlinie. Schon zu Rennbeginn setzte sich die amtierende Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot (FRA) an die Spitze und lies im ersten Anstieg der verkürzten Startrunde keine Zweifel an ihrer Intention, das Regenbogentrikot zu verteidigen.


Hinter der amtierenden Weltmeisterin zeigte Rebecca McConnell (AUS) schon früh eine starke Leistung und entfernte sich deutlich von einer Verfolgergruppe um Yana Belomoina (UKR), Eva Lechner (ITA), Sina Frei (SUI) und Evie Richards (GBR). Nach einem Defekt und anschließender Reparatur an der Teleskop-Sattelschütze von Yana Belomoina, fiel die Ukrainerin zurück und es entwickelte sich ein spannender Zweikampf um den Bronzerang zwischen Lechner und Frei.


Die extrem schwierigen und rutschigen Bedingungen auf der technisch hoch anspruchsvollen Strecke forderten jedoch weiterhin ihren Tribut. Mit Kate Courtney (USA) und Anne Terpstra (NED) schieden gleich zwei Favoritinnen auf den Sieg noch vor dem Ende der dritten Runde mit technischen Problemen am Fahrrad aus. 


Während Pauline Ferrand-Prévot mit einer dominanten Vorstellung das Rennen mit überlegenen drei Minuten Vorsprung und einer Siegerzeit von 1:27:33 gewann, ging es zwischen Eva Lechner und Rebecca McConnell um Silber und Bronze, nachdem sich die Südtirolerin Lechner zuvor erfolgreich von Sina Frei absetzen konnte. Zu Beginn der letzten Runde trennten McConnell und Lechner noch 10 Sekunden, doch McConnell hielt allen Angriffen stand und ging mit einem Vorsprung von über 10 Metern in die letzte Abfahrt. Lechner gab jedoch nicht auf und arbeitete sich Stück für Stück weiter vor. Beim Einbiegen auf die Zielgerade sah die Australierin schon wie die sichere Silbermedaillengewinnerin aus, doch Eva Lechner gab sich nicht geschlagen, holte im Zielsprint unaufhaltsam auf und schob sich wenige Zentimeter vor der Ziellinie noch an McConnell vorbei auf den zweiten Platz – beide mit einer Zeit von 1:30:34.


Sina Frei wurde mit 45 Sekunden Rückstand auf McConnell Vierte, Isla Short (GBR) sicherte sich Rang 5 noch vor der schweizer Medaillenhoffnung Jolanda Neff, die nach einer schweren Verletzung im Winter wieder aufstrebende Form zeigte. Die größte deutsche Medaillenhoffnung, Elisabeth Brandau, war noch einem Sturz wenige Sekunden nach dem Start bereits früh weit zurückgefallen und beendete das Rennen auf Platz 38.


Pauline Ferrand-Prévot: „Das Rennen war fantastisch. Ich habe am Start direkt Gas gegeben, weil ich wusste, dass es bei diesen Bedingungen schwierig sein würde, in einem großen Feld zu fahren. Ich wollte das Rennen solo fahren, aber ich habe nicht erwartet, solch eine große Lücke zu reißen. Als ich das gesehen habe, habe ich einfach versucht das Rennen zu managen, um Stürze zu vermeiden und Schäden am Bike zu verhindern“.


Jordan Sarrou gewinnt spektakulär Gold, Flückiger holt Silber für die Schweiz
Zwischen dem Rennen der Elite Damen und Herren verschwand die Sonne hinter dicken, schwarzen Wolken, doch der befürchtete Regen blieb aus. Ähnlich wie bei den Frauen startete das Rennen mit einem extrem hohen Tempo. Der junge Niederländer Milan Vader legte am ersten Anstieg ein unfassbar hohes Tempo vor und zog damit das Feld schon früh stark auseinander. Während das französische Trio um Jordan Sarrou, Titouan Carod und Viktor Koretzky dem Tempo des Niederländers folgen konnte, fielen die Favoriten Henrique Avancini (BRA) und der achtfache Weltmeister Nino Schurter auf der verkürzten Startrunde früh zurück.


Auf der ersten vollen Runde gelang es Vader und Sarrou eine erste Lücke zu reißen und das Verfolgerfeld um den nach einem Fehler stark wieder nach vorne gefahrenen Avancini, Titouan Carod, Luca Braidot (ITA) und Mathias Flückiger (SUI) um ganze 40 Sekunden zu distanzieren. Knapp in Führung liegend legte Sarrou im ersten Anstieg der zweiten Runde ein Tempo vor, dem der zweitplatzierte Vader nur mit Mühe folgen konnte. Nach zwei Stürzen kurz nacheinander musste Vader endgültig abreißen lassen und wurde von der Verfolgergruppe eingefangen und zu Beginn der vierten Runde schließlich ganz abhängt. Während Sarrou das Tempo an der Spitze weiter hochhielt, entwickelte sich in der Verfolgergruppe ein spannender Kampf um die Plätze Zwei und Drei. 


In der fünften und vorletzten Runde gelang Flückiger und Carod mit spektakulären Abfahrten auf der rutschigen und extrem anspruchsvollen Strecke am Fuße des Epic Bikepark Leogang schließlich erfolgreich die Flucht vor dem restlichen Verfolgerfeld. Sarrou war jedoch schon zu weit enteilt und fuhr Überlegen zu seinem ersten Einzelsieg bei einer Weltmeisterschaft. Mit 45 Sekunden Rückstand auf den Sieger sicherte sich Flückiger in der letzten Runde die Silbermedaille vor dem starken Titouan Carod auf Rang Drei. Luca Braidot (ITA) und Ondrej Cink (CZE) komplettierten die Top 5. 


Die Favoriten auf den Sieg, Schurter und Avancini, mussten sich mit dem neunten und zehnten Platz zufriedengeben. Maximilian Brandl wurde nach einer starken Vorstellung in seinem ersten Weltmeisterschaftsrennen in der Eliteklasse, in dem er lange in den Top 10 fuhr, bester Deutscher auf Rang 12. Die weiteren deutschen Fahrer Julian Schelb, Luca Schwarzbauer und Georg Egger landeten auf den Rängen 24, 52 und 56. Manuel Fumic musste leider frühzeitig aus Leogang abreisen, da er gesundheitlich angeschlagen war.
Jordan Sarrou: „Mein Plan war einen schnellen Start zu haben und danach sauber zu fahren, um keine technischen Probleme am Bike zu bekommen. Ich habe mein Bestes gegeben und mich einfach nur auf mein Rennen konzentriert. Jetzt bin ich Weltmeister. Ich kann es nicht fassen. Es fühlt sich an wie in einem Traum, mir fehlen die Worte.“


Loana Lecomte (FRA) gewinnt überlegen 2. WM-Gold
Begonnen hatte der vierte Tag der UCI Mountainbike Weltmeisterschaft im Pinzgau mit kühlen Temperaturen und Nebel für den ersten Wettbewerb des Tages – der WM der U23 Cross-Country Damen.
Die U23 Damen schossen förmlich in die erste Runde im Kampf um das heißersehnte Regenbogen-Trikot. Als Top-Favoritin ging die Französin Loana Lecomte an den Start, die bereits am vergangenen Mittwoch in der Team-Staffel den Weltmeistertitel gewinnen konnte und sich letzte Woche im tschechischen Nové Město bei der Elite überraschend einen Sieg sowie dritten Platz sichern konnte.


Wie zu erwarten setzte sich die 21-jährige Französin direkt zu Beginn ab, gefolgt von der US-Amerikanerin Haley Batten und Kata Blanka Vas (HUN). Ceylin del Carmen Alvarado (NED) befand sich anfangs noch auf dem vierten Platz, während sich Vas im Laufe des Rennes auf Platz zwei vorarbeitete und sich von Batten absetzen konnte.


Nach zwei absolvierten Runden fiel Batten zurück und Alvarado hatte nun die WM-Medaille greifbar. Lecomte dominierte das komplette Rennen und kam souverän mit über einer Minute Vorsprung und einer Zeit von 1:13:34 strahlend als neue U23 Weltmeisterin ins Ziel. Zweite wurde Kata Blanka Vas mit 1:14:45, vor der Cyclocross Weltmeisterin Ceylin del Carmen Alvarado (1:16:16). Die Schweizerin Noëlle Buri sicherte sich im Zielsprint gegen Viktoria Kirsanoa (RUS) den fünften Platz.