Spektakuläre Rennaction beim Out of Bounds Festival in Saalfelden Leogang

Sonntag, 10.06.2018

Spektakuläre Rennaction beim Out of Bounds Festival in Saalfelden Leogang

Zum achten Mal kehrte die Welt des Downhill Mountainbiking zurück nach Saalfelden Leogang und alle Augen richteten sich am Wochenende auf die dritte Runde des Mercedes-Benz UCI Downhill Mountain Bike World Cup 2018.

Perfektes Sommerwetter, neue Streckenabschnitte und 23.000 Fans sorgten für eine grandiose Kulisse. Am Ende des Tages gab es einen sprachlosen Franzosen, der seinen zweiten Saisonsieg einfuhr, eine Rückkehr zum Downhill-Thron bei den Frauen und eine überglückliche Lokalmatadorin, die bei den Junioren ihren ersten Weltcupsieg auf heimischem Boden feierte.
Nach vier actionreichen Tagen beim „Out of Bounds Festival“, eröffneten die Juniorinnen des Mercedes-Benz UCI Downhill Mountain Bike World Cup den letzten Tag. Nachdem Valentina Höll ihre ersten beiden Weltcups auf beeindruckender Art und Weise gewinnen konnte, richteten sich alle Blicke auf die erst 16-Jährige. Würde sie auch bei ihrem Heim-Weltcup die Nase vorne haben? Von den zahlreichen Fans angefeuert, gab die Saalbacherin auf dem 2,3 Kilometer langen „Speedster“ Vollgas. Obwohl sie sich einmal sogar aushebeln ließ und Zeit durch den Crash verlor, siegte sie erneut mit 15 Sekunden Vorsprung vor ihren schärfsten Konkurrentinnen, Nastasia Gimenez (FRA) und Ottilia Johansson Jones (SWE). Nach dem die Zuschauer schon auf Temperatur gebracht worden waren, sorgten die Junior Men für ein absolutes Herzschlagfinale. Kye A’hern (AUS) siegte mit 0,05 Sekunden Vorsprung vor Thibaut Daprela (FRA), was sicherlich zu den knappsten Entscheidungen in der Geschichte des Downhillsports gehört.

 

Vali Höll
„ Im Rennen hat es mich leider einmal geschmissen. Jeder an der Strecke hat geschrien „Lass die Bremsen offen!“, also habe ich es gemacht und dann bin ich weggerutscht (lacht). Ich habe einfach nur gedacht „Scheiße, bitte nicht in Leogang!“, aber es ist noch super ausgegangen. Ich bin mega happy!“
 
 
An frühen Nachmittag wurde es dann für die Profis ernst. Bei den Frauen war es Veronika Widman (ITA), die die Richtzeit für die Top-Fahrerinnen im Feld setzte. Die Zeit hinkte aber 10 Sekunden hinter der schnellsten Quali-Zeit von Tahnée Seagrave (GBR) her, sodass klar war, dass Widmans Zeit nicht lange Bestand haben würde. Rachel Atherton (GBR), die im Qualifying gestürzt war, machte sich für ihre Verhältnisse ungewöhnlich früh auf die Strecke. Die Britin kam aber sehr gut mit dieser Situation zurecht und zündete gleich vom Start weg auf dem grasigen, abschüssigen Wiesen-Abschnitt den Turbo. Ihre ungeheure hohe Pace behielt sie bei, ließ aber den nachfolgenden Fahrerinnen die Tür zum Sieg noch einen Spalt offen, da sie in der technischen Waldpassage ein wenig Zeit liegen ließ. Im Ziel angekommen stand die bis dahin beste Zeit, 13 Sekunden schneller als Widman.
 
Atherton machte es sich auf dem „Hot Seat“ bequem, um sich die Läufe der verbleibenden Starterinnen anzuschauen. Erst als Myriam Nicole (FRA) als viertletzte aus dem Start-Gate schoss, machte sich Nervosität breit. Die Weltcupführende legte in den ersten Abschnitten sehr stark vor und überbot die Pace von Atherton als es in den technischen Waldabschnitt ging. Im unteren Teil der Strecke blieb den Zuschauern kurz die Luft weg als Nicole kurz davor war, die Kontrolle über ihr Bike zu verlieren. Einen Sturz konnte die Französin zwar verhindern, aber sie verlor bei der unfreiwilligen Aktion kostbare Zeit und überquerte die Ziellinie denkbar knapp hinter Atherton mit 0,6 Sekunden-Rückstand. Die folgenden drei Konkurrentinnen Monika Hrastnik (SLO), Emilie Siegenthaler (SUI) und Tracey Hannah (AUS) konnten sich alle nicht mit den Zeiten der ersten beiden messen. Alle Augen fielen nun auf Tahnée Seagrave, die am Vortag die schnellste auf der Strecke gewesen war und unbedingt ihren letztjährigen Leoganger Sieg verteidigen wollte. Die 22-Jährige rutschte gleich zu Beginn auf dem neuen, schräg abschüssigen Streckenabschnitt aus und musste gleich versuchen die verlorene Zeit wieder einzuholen. Auf dem „Motorway“ meinte sie es mit ihrer Geschwindigkeit etwas zu gut und schoss nach einem Sprung über die abgesteckte Strecke hinaus, was letztendlich eine Disqualifikation zur Folge hatte. Rachel Atheron kehrte somit wieder auf den Leoganger Thron zurück und feierte ihren ersten Weltcup-Sieg seit über einem Jahr.
 

Rachel Atherton
„Es war keine einfache Woche. Wenn man stürzt, bekommt man es ein wenig mit der Angst zu tun, aber ich wollte es heute ausblenden, einfach fahren und ohne Sturz unten ankommen. Es war ein wenig komisch heute so früh ins Rennen zu starten, aber irgendwie war es auch ganz schön. Ich war mittendrin und es war cool vom Hot Seat aus das Rennen zu verfolgen. Ich bin sehr erleichtert und Leogang hat super viel Spaß gemacht. Vielleicht komme ich in ein paar Wochen nochmal für ein paar Tage vorbei.“
 

Zum Abschluss des Wochenendes lieferte sich die Men Elite ein hochspannendes Rennen. Bereits das Qualifying, in dem weniger als eine Sekunde die ersten vier Fahrer trennte, deutete auf einen Krimi hin. Charlie Harrison (USA) ließ sich nach einem sehr guten Run im Bikepark Leogang auf den „Hot Seat“ nieder. An seiner Zeit bissen sich die folgenden Fahrer zunächst die Zähne aus. Erst Michael Jones (GBR) war in der Lage Harrison zu bedrohen. Mit einer kreativen Linienwahl und einer hohen Geschwindigkeit machte sich Jones vom Start weg daran, die Zeit des Führenden zu unterbieten. Sowohl auf dem Motorway als auch in den technischen Passagen baute er seine Führung aus und setzte sich letztendlich mit 1,5 Sekunden-Vorsprung an die Spitze des Tableaus.
 
Jetzt war der Brite an der Reihe auf dem „Hot Seat“ nervös zu werden. Den folgenden sieben Fahrern gelang es allerdings nicht ihn zu verdrängen. Aber dann machte sich Leogang-Liebling, Aaron Gwin (USA) auf dem Weg ins Tal, in der Hoffnung trotz Daumenverletzung mit einem vierten Leoganger-Sieg in vier Jahren Geschichte zu schreiben. Mit neugewonnenem Selbstbewusstsein nach dem morgendlichen Training, wo er aufgrund seines Daumens erstmals so richtig an seiner Linienwahl feilen konnte, schoss der Amerikaner durch die ersten Sektionen. Die Farbe Grün begleitete stets die Split-Zeiten und der Kalifornier setzte sich souverän mit 1,8 Sekunden Vorsprung an die Spitze des Feldes. Es folgten nun bange Minuten als die Top 10 schnellsten Fahrer die Strecke unsicher machten. Laurie Greenland (GBR) und Troy Brosnan (AUS) schnupperten an der Führung blieben jedoch jeweils um 0,7 bzw. 0,8 Sekunden hinter Gwins Zeit zurück.
 
Mit nur noch drei Athleten oben am Start schien es so als wäre Gwins Lauf tatsächlich einer für die Geschichtsbücher. Dann trat Amaury Pierron (FRA) kräftig in die Pedale. Mit viel Rückenwind nach seinem Premieren-Sieg in Fort William machte er sich an die Aufgabe eine Siegesserie zu starten. Als die erste Zwischenzeit im Zielbereich aufleuchtete, wurde es laut. Der Franzose lag in Front! Aber nicht lange... Im zweiten Sektor verlor Pierron kostbare Zeit, die Zwischenzeiten leuchteten im Ziel wieder Rot, was für Raunen sorgte. Dann zündete er auf dem Motorway den Turbo, holte Meter für Meter auf und lag nach dem vierten Split wieder in Führung. Die technischen Passagen im untern Streckenteil schienen für ihn keinerlei Hindernis darzustellen. Mit 0,5 Sekunden Vorsprung entthronte Amaury Pierron Aaron Gwin! Doch würde das reichen? Brook MacDonald (NZL) war nicht in der Lage Pierrons Premieren-Sieg in Leogang zu verhindern, aber bei Luca Shaw (USA) wurde es nochmal eng. Der Amerikaner war nur ein Bruchteil einer Sekunde im Hintertreffen und es deutete alles auf ein erneutes Herzschlagfinale hin. Aber kurz vor dem letzten Drop bevor es auf die Ziellinie zuging, verlor Luca Shaw die Kontrolle und stürzte. Damit war Pierrons erster Weltcup-Sieg auf dem „Speedster“ in Leogang besiegelt.

 
Amaury Pierron
„Hier gleich nach Fort William wieder ganz oben auf dem Podest zu stehen, ist einfach der Hammer. Ich freue mich für mein ganzes Team, aber mir tut es auch Leid für Luca Shaw. Er hatte wieder die Pace, um ganz oben mitzufahren... Ich habe ein paar Fehler, in der ersten Kurve und kurz vor dem Motorway, gemacht, also musste ich dann alles aus mir rausholen, um wieder auf Geschwindigkeit zu kommen. Ich bin unglaublich glücklich!“
 
 
Vier actiongeladene Tage beim „Out of Bounds Festival“ sind mit dem Mercedes-Benz UCI Mountain Bike Downhill World Cup zu Ende gegangen. Das Wetter, die Rennen und die Side-Events machten das Wochenende unvergesslich. 23.000 Zuschauer kamen nicht nur in den Genuss von weltklasse Downhill-Rennen, sondern konnten sich neben dem Renngeschehen auch über einen Kinder Pumptrack Contest, die Hogmoa Team Challenge, spektakuläre Freestyle Motocross Shows, einem Open Air Konzert und diverse Partys freuen. Schon jetzt erwartet Bike-Fans ein absolutes Highlight in Saalfelden Leogang, denn 2020 finden die UCI Downhill Mountain Bike World Championships im Bikepark Leogang statt.
 
Die ganze Rennaction vom Mercedes-Benz UCI Downhill Mountain Bike World Cup ist auf Red Bull TV on-demand, jederzeit und überall verfügbar mit englischem und deutschem Kommentar auf redbull.tv/uci.