In einer Stunde Langlaufen lernen
Niemals hätte ich nach meinem ersten Mal auf Langlaufskiern nach über 10 Jahren gedacht, dass das mit uns noch was wird. Aber Andrea Grossegger hat sage und schreibe nur eine Stunde gebraucht, um mich sicher auf den Skiern stehen und sogar fahren zu lassen.
Neues Jahr, neuer Sport
Bereits 2020 wollte ich mich eigentlich wieder auf Langlaufskier wagen, um gemeinsam mit ein paar Kollegen beim Business Charity Run im Rahmen des Skimarathon mitzulaufen. Da dieser leider abgesagt werden musste, kam mein Ausflug auf die Langlaufloipe doch nicht zustande. Doch im Winter 2021 wollte ich es wissen. Die Ausrüstung war schnell ausgeborgt, genauso wie die erste Langlaufstunde gebucht war. Und dann ging’s auch schon los!
Eine unsichere Angelegenheit
Ich traf mich mit Andrea Grossegger, Langlauf- und Biathlontrainerin, am Nordic Park am Ritzensee in Saalfelden. Voller Motivation schnallte ich die Langlaufski an und machte die ersten Schritte, nur um festzustellen, dass sich das überhaupt nicht gut anfühlt. Verzweifelt blickte ich zu Andrea. Sie aber sagte nur "Keine Sorge, in einer Stunde schaut das schon ganz anders aus" und zwinkerte mir zu.
Komplett umdenken
Ich merkte sofort, dass ich bei Andrea in guten Händen war. Wir fingen mit ein paar Aufwärmübungen an. Dabei dehnten wir hauptsächlich die Innenseite der Oberschenkel sowie die Schulterpartie. Wie bei jedem Sport, ist das Aufwärmen auch beim Langlaufen wichtig. Dann kamen wir zu den Übungen. Zuerst konzentrierten wir uns darauf, was ich schon grundsätzlich falsch machte: die Stellung meiner Skier. Vom Skifahren war ich eine parallele Skistellung gewohnt - beim Langlaufen ganz verkehrt. Hier ist die Grundstellung ein V. Soweit so gut.
Haltung, Balance, Koordination
Für die erste Übung legten wir die Stöcke zur Seite und konzentrierten uns auf die Beinarbeit. Der Schritt beim Skaten hat mich ans Eislaufen erinnert. Die Skier stehen im V und man drückt sich nach vorne in Skirichtung weg. Dabei übt man Druck mit den Zehen aus, um die Kanten der Ski einzusetzen. Klingt furchtbar kompliziert, aber wenn ihr mal selbst auf den Skiern steht, werdet ihr verstehen was ich meine. Wichtig ist es dabei, dass man in die Knie geht und nicht aus der Hüfte herausarbeitet. Sobald meine Beinarbeit einen halbwegs soliden Eindruck machte, ging es an den Stockeinsatz. Dafür positionierte ich mich in der Klassikspur und lernte den Doppelstockeinsatz. Danach kamen beide Techniken gleichzeitig zum Einsatz und mir wurde klar: Langlaufen ist ein Ganzkörpertraining und verbessert zusätzlich noch die Haltung, die Balance und die Koordination. Und es ist sau-anstrengend! Doch das Gefühl danach, wenn man alle Muskeln spürt und das Adrenalin durch die Adern rauscht, ist das alles auf jeden Fall wert!
Nur nicht das Lachen vergessen
Versteht mich nicht falsch: Dieses Hochgefühl hätte ich allein nie erreicht. Ohne Andrea hätte ich nach 10 Minuten meine sieben Sachen gepackt und hätte das Langlaufen an den Nagel gehängt. Mit viel Geduld - und vor allem Humor - hat die ehemalige WM-Medaillengewinnerin mich motiviert. Sie zeigte mir meine Fehler und gab mir Tipps, wie ich es besser machen kann. So viel gelacht, wie in dieser einen Stunde, habe ich schon lange nicht mehr. Und es stimmt schon, wenn man Spaß an einer Sache hat, dann geht es viel leichter! Und jetzt geh ich mal Üben, denn perfekt ist meine Technik noch lange nicht.
Fehlt da nicht etwas?
Ja, da fehlt noch was. Wenn man Langlaufen und Skating googelt kommen zahlreiche Artikel, die die Techniken wie Eintakter, 2-1er, 1-1er, Führungshandtechnik und so weiter erklären. Aber ganz ehrlich - die verschiedenen Techniken habe ich selbst noch nicht ganz durchblickt. Wie auch, nach nur einer Stunde. Jetzt bin ich zufrieden, dass es mich nicht alle zehn Sekunden auf den Hintern setzt. Trotzdem freue mich schon darauf, wenn ich bei meiner nächsten Stunde dann Bekanntschaft mit den Techniken machen werde. Dann werde ich wohl auch über diese ein paar Worte verlieren. Und vielleicht schaut das Langlaufen bei mir dann irgendwann auch so aus, wie bei meiner Kollegin Steffi.