Interview: Architektur am Berg

Wer am Leoganger Asitz unterwegs ist, dem wird - bewusst oder unbewusst - so einiges auffallen: Skihütten, die so gar nicht dem gängigen Klischee entsprechen, Lifte, die mehr als nur Funktionalität bieten und Rastplätze, die das Auge auf die schönsten Aussichten lenken.

Architektur trifft Natur

Wir haben mit Baumeister Alfred Waltl, Geschäftsführer der W2 Manufaktur, über Architektur am Berg gesprochen. Er hat nicht nur die vielfach ausgezeichnete hendl fischerei geplant, sondern auch bei allerlei anderen Projekten am Berg neue Formen in die Landschaft gebracht.

Hallo Herr Waltl, eines Ihrer Leuchtturmprojekte am Asitz ist definitiv die hendl fischerei direkt an der Bergstation Asitzbahn & Steinbergbahn. Was macht die Skihütte so besonders?

In der hendl fischerei ist die Natur Hauptdarsteller. Das Dach des Schirms kann teilweise geöffnet werden und lässt somit das gute Wetter rein und kann bei Wind, Regen und Schneefall natürlich geschlossen werden. Auch drinnen hat man das gleiche Gefühl wie in der Natur. Es gibt keinen schlechten Platz in der hendl fischerei, alle Plätze wurden so konzipiert, dass man eine tolle Aussicht und gutes Licht hat. Wir haben genau darauf geachtet, wo die Sonne wann steht und beispielsweise auf der Terrasse mit Abstufungen gearbeitet. Die besondere Architektur wird mit dazu passender Musik und Essen abgerundet, das man am Berg wahrscheinlich nicht erwartet. Ein Gesamtkonzept, das auf jeden Fall aufgeht.

Was kann Architektur am Berg leisten, was vermittelt man mit einer bestimmten Art zu bauen?

Mit qualitativer und besonderer Bauweise können wir uns vom Alpenöhi-Image lösen. Wir zeigen hier in der Region: Es geht auch anders und besser. Die Bergbahnen setzen stark auf Qualität und geben das auch uns Planern vor. Man zeigt mit qualitativer Bauweise Wertschätzung gegenüber den Gästen. Architektur leistet auch einiges in punkto intuitiver Wegführung und Logistik. So gibt es beispielsweise am Asitz ein Tunnelsystem, das die hendl fischerei, das Asitzbräu und die Alte Schmiede verbindet, in dem die Lebensmittel gelagert und verteilt werden.

Wie passt denn so eine moderne Hütte wie die hendl fischerei zu den anderen Hütten am Berg?

Am Asitz haben wir eine große Vielfalt an Hütten. Da entspricht die ein oder andere mehr dem Alpenklischee, andere wiederum zeigen sich sehr modern. Ich empfinde neue, moderne Hütten als Ergänzung zu den bestehenden. Denn nicht jeder Gast steht auf Germknödel und Alpenidylle. Mit den unterschiedlichen Hütten hat man den Vorteil, dass für jeden Anspruch und jeden Gast die passende Hütte dabei ist.

Abgesehen von Hütten, was habt ihr denn sonst für den Asitz geplant und was war euch dabei wichtig?

Wir haben das Naturkino, die TONspur Inseln und die Kapelle am Speicherteich geplant, außerdem Bereiche der Steinbergbahn und der Asitzgipfelbahn. Bei allen Bauten steht die Qualität an oberster Stelle. Gerade beim Naturkino haben wir sehr stark mit der Landschaft gearbeitet. Wann ist die Sonne an welcher Stelle, welchen Blick hat man von welchem Platz? Mit diesem Angebot zwingt man die Menschen quasi zum Innehalten, man schärft den Blick für die Umgebung. Schlussendlich leben wir alle von der Landschaft, die wir hier haben. Bei allen Bauten lassen wir uns komplett auf den Standort ein. Das gleiche Bauwerk würde 100 m weiter entfernt anders aussehen. Viel Freude hat uns auch die Gestaltung der Kapelle gemacht, die aus Holz in einer einzigartigen Form gebaut wurde und ein liegendes Kreuz aus Stein birgt.

Wo geht denn der Trend beim Bauen gerade am Berg hin?

Hier in Leogang setzt man extrem auf Qualität und achtet auch auf eine ökologische Bauweise. Wir wollen eher weg vom Almhütten-Klischee. Der Trend geht zum Besonderen, denn vom Gleichen hat man schon genug. Und das ist dann die Gradwanderung: Bauwerke sollen besonders aussehen, aber gleichzeitig zum Wohlfühlen sein. Sonst besteht auch die Gefahr, dass man den Gast überreizt. Was man heutzutage auch einplant, sind sogenannte Photopoints. Also Plätze, die sich außerordentlich gut für Fotos eignen, die dann vor allem in den sozialen Medien ausgespielt werden. Wir arbeiten sehr gerne mit Holz, das ist für Menschen aus dem urbanen Raum nach wie vor etwas Besonderes. Eine Herausforderung für uns Architekten ist, dass wir jetzt planen müssen, was in 5 Jahren modern ist, denn so lange dauert es oft bis zur tatsächlichen Umsetzung.  

 

Vielen herzlichen Dank an Alfred Waltl für das interessante Gespräch.

Bilder: W2 Manufaktur, hendl fischerei - Günter Standl, Michael Geißler