Rauhnächte

Die Tage werden kürzer, die Nächte immer länger. Draußen ist es finster, die Kälte wird spürbar und wandert in unsere Häuser. Abends heizt man am liebsten den Ofen ein und kuschelt sich unter die Decke. Manchmal werden mystische Geschichten rund um Geister und Fabelwesen erzählt. Eine Zeit, die zum Nachdenken anregt und Besinnlichkeit ausstrahlt.

Mythische Nächte rund um die Weihnachtszeit

Auch bei uns halten sich Mythen rund um finstere Gestalten. An vier Tagen im Jahr wird ihnen besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt:

  • 20./21. Dezember: Thomasnacht
  • 24./25. Dezember: Christnacht
  • 31. Dezember/1. Januar: Silvester
  • 5./6. Januar: Nacht auf Dreikönige

Sie sind alle um den Jahreswechsel und nennen sich "Rauhnächte". Ein Mythos besagt, dass in diesen Nächten Dämonen und Geister an den Häusern umherschleichen und Unglück verbreiten. Noch heute verschließt man in diesen Nächten seine Türen und Fenster, und legt Wert auf Ordnung im Haus. Unordnung lockt die Gestalten nämlich besonders an. Wäsche wird auch keine aufgehängt. Hier könnten sich Seelen von Verstorbenen verfangen. Je mehr Leute man über diese Nächte befragt, desto mehr Sagen und Geschichten tauchen auf.

Traditionen pflegen

Um sich vom Unheil der Geister zu schützen, wird in den genannten Nächten geräuchert. Dieses Ritual läuft in den meisten Familien ähnlich ab. Bei mir zum Beispiel trifft sich meine ganze Familie bei meinen Großeltern. Dort richtet mein Opa die Räucherpfanne mit Glut aus dem Ofen her. Meistens darf mein Bruder Weihrauch als Räucherbasis hineingeben. Alle gemeinsam gehen wir nun von Raum zu Raum, um wirklich jedes Unheil zu erwischen. Nachdem wir in allen Zimmern waren, gehen die Männer drei Mal ums Haus, um einen Schutz aufzubauen. Zum Schluss darf ich den Hut von meinem Opa holen. Diesen heben wir über den Rauch und setzten ihn uns drei Mal hintereinander auf. Das soll Kopfweh im neuen Jahr vermeiden. Zum Abschluss lassen wir den Abend mit einer warmen Nudelsuppe ausklingen und hoffen, dass wir im neuen Jahr vom Unheil verschont bleiben.

Räuchern in verschiedenen Variationen

Räuchern wird nicht nur mit heißer Kohle und Weihrauch praktiziert. Gerne werden auch Räucherbündel gebunden, welche danach angezündet werden. Nachdem der Räuchervorgang beendet ist, kann man sie in Sand stecken, um sie auszulöschen. Wer kreativ sein möchte, kann sich seine eigenen Kräutermischungen zusammenstellen. Dafür können getrocknete, heimische Kräuter verwendet werden. Gut geeignet sind Salbei, Beifuß oder Schafgabe. Getrocknete Blüten oder Rinde lässt sich auch gut verwenden. Je nach Lust und Laune kann man hier experimentieren.

Räuchern als Allrounder

Viele Menschen räuchern nicht nur an den Raunächten. Gerade nach einer überstandenen Krankheit ist das Räuchern ein schönes Ritual für einen Neuanfang und das Vertreiben der schlechten Energie. Man darf diesen Brauch aber nicht nur mit schlechten Ereignissen in Verbindung bringen. Die Düfte beim Räuchern bewirken gute Laune, sind harmonisierend, inspirierend und beruhigend. Danach sind der Körper und der Geist im Einklang und wieder bereit für Neues.

Bilder: LOLIN, Klaus Bauer, Daria Rom und Anup Ghag auf Unsplash