„8.000 & mehr“
Die Gebrüder Wastl (Jg 1937) und Peter (Jg 1941) Wörgötter aus Saalfelden entwickelten schon in jungen Jahren die Liebe zu den Bergen und begannen schon früh mit dem Bergsteigen und Klettern. In den 50er und 60er Jahren waren sie in den heimischen Bergen und den West- und Ostalpen unterwegs. Ab den 70er Jahren kamen Expeditionen auf der ganzen Welt hinzu. Die Saalfeldner Brüder schrieben damit Alpingeschichte. Das dokumentiert die aktuelle Sonderausstellung im Museum Schloss Ritzen Saalfelden.
Die Ausstellung ist eine Zeitreise des Bergsteigens. Pioniertaten und Weltrekorde, ein Aufbruch ins Ungewisse. Highlights der Gebrüder Wörgötter waren 1977 die gemeinsame Zweitbesteigung des vierthöchsten Berges der Welt, dem Lhotse (8.511m), im Jahr 1977 die weltweit erste Skiabfahrt von einem 8.000er, dem 8.156m hohen Manaslu von Peter und die erste österreichische Besteigung des 8.091 m hohen Annapurna durch Wastl 1982. Im gleichen Jahr überlebte Wastl auch einen Hubschrauberabsturz in der Antarktis und fuhr mit dem Skidoo 1.000 Kilometer durch die Ostantarktis. Mit den Jahren kamen weitere Besteigungen zahlreicher 7.000er und 8.000er wie dem Cho Oyu (8.201m) in Tibet, dem Broad Peak (8.047m) in Pakistan, dem Pik Kommunismus (7.498m) in Russland, Aconcagua (7.035m) in Argentinien, dem 8046m hohen Shisha Pangma in Tibet (erste Skibefahrung), uvm.
Mit der ersten Skiabfahrt vom 8.157m hohen Manaslu vor 40 Jahren kamen Peter Wörgötter und Sepp Millinger (Waidring) sogar ins Guiness Buch der Rekorde. „Den Manaslu musst mit den Ski machen!“ – diesen Tipp bekam Peter Wörgötter von seinem Bruder Wastl, der schon 1973 bei einer Manaslu-Besteigung dabei war. Die Skiabfahrt von einem 8.000er schien mehr als waghalsig. Mit Sepp Millinger aus Waidring fand Peter den perfekten Expeditionspartner. Peter und Sepp erreichten am 19. Mai 1981 über die Nordroute als erste Österreicher den achthöchsten Berg der Welt. Das Skifahren in der Todeszone ohne künstlichen Sauerstoff war besser als befürchtet. „Ein Problem war der Atemrhythmus, den man beim Skifahren verliert, so dass es erst nach Verschnaufpausen wieder weiter gehen konnte. Sepp verlor einen Ski, da er keine Fangriemen hatte, zum Teetrinken ins Lager 5 auf 7.200 m kam er jedoch wieder mit beiden Skiern!“, erklärt Peter Wörgötter. Sie schafften die Abfahrt aber trotz der Herausforderungen und schrieben damit Alpingeschichte!
Vieles war damals anders. Die Kleidung, das Material, die Ernährung – das alles hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. Nicht immer gab es Erfolge, viele Bergsteiger und Expetitionsteilnehmer verloren ihr Leben.
„Dass Gipfelgier um jeden Preis nicht die Botschaft sein kann, davon bin ich überzeugt.“, so der Saalfeldner Peter Wörgötter heute. Als Alpinreferent für Bergsteigen beim Salzburger Landesverband des ÖAV kümmerte er sich 35 Jahre lang ehrenamtlich um die Ausbildung der Mitglieder durch jährliche Schitouren- , Seil- und Kettertechniklehrgänge.
In der Ausstellung „8.000 & mehr“, im Museum Schoss Ritzen in Saalfelden, zeigen die Brüder viele originale Ausrüstungsgegenstände, Fotos und andere Dokumente. Es werden auch Expeditionskurzfilme vor Ort gezeigt. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den Bergen und der Alpingeschichte im Raum Saalfelden. Die Ausstellung ist bis Februar 2022 zu sehen.