Der Müllerfuchs vom Gerstboden
Schonmal beim Wandern einen Fuchs angetroffen? In Leogang kann dir dies durchaus passieren. Aber keine Sorge, dieser ist weder gefährlich noch rennt er weg.
Kultur trifft Kunst
Wer schonmal in der Nacht das beleuchtete Antlitz eines Fuchses in der Leoganger Landschaft entdeckt hat oder bei einer Wanderung auf den Fuchskopf gestoßen ist, fragt sich bestimmt, was es mit diesem "Erdzeichen" auf sich hat. Der 25 mal 30 Meter große, aus Original Pinzgauer Zaun geformte Fuchskopf, soll an eine Sage erinnern, laut der ein Fuchs in der Region für Unheil gesorgt hat. Architekt Ulrich Stöckl hat dieses Landschafts-Kultur-Projekt inszeniert und möchte damit unverfälschte Aspekte unserer Heimat zeigen.
Die Sage
Noch vor gar nicht allzu langer Zeit versetzte im Bereich des Gerstboden ein Fuchs die Bürger in Angst und Schrecken. Die Überlieferung besagt, dass diesem verschlagenen Tier die unglückliche Seele eines gotteslästernden Müllers innewohnte, die jedoch in der Gestalt des Fuchses keinen Frieden fand. "Wenn i scho nach’m Tod noch was werden soll, war i am liabsten a Fuchs, des hab i mir schon längst oft denkt!", soll der alte Mann schon zu Lebzeiten stets betont haben. Einige Wochen lang schürte das Tier mit seinem unerträglichen und ohrenbetäubenden Gejaule große Furcht innerhalb der Bevölkerung. Um dem ganzen Grauen ein endgültiges Ende zu setzen, beschlossen motivierte Gebietsjäger, sich des Problems anzunehmen und dem listigen Fuchs bzw. der bekümmerten Seele aufzulauern. Als die Jägerschaft den Müllerfuchs beinahe erwischte, konnte dieser jedoch durch seine Schläue die Flucht ergreifen. Erst als sich die Witwe des Müllers entschloss, sich auf eine andächtige Wallfahrt nach Maria Kirchental zu begeben, nahm der Spuk ein Ende. Die Seele des Müllers wurde befreit und der Fuchs wurde nie wieder gesehen.
Das Landschafts-Kultur-Projekt
Ulrich Stöckls "Müllerfuchs vom Gerstboden" ist ein sogenanntes Erdzeichen, das mithilfe eines Original Pinzgauer Zaunes ursprünglich im Bereich des Saalfeldener Beckens verwirklicht wurde und nach vollständiger Renovierung nun über eine Wanderung von Leogang aus erreichbar ist. Besonders beeindruckend ist der Anblick des beleuchteten Konterfeis in klaren Nächten oberhalb der Region Saalfelden Leogang. Ob man dieses Bild vom Tal aus auf sich einwirken lässt oder ob man sich selbst zum legendären Originalschauplatz der Sage begibt, man wird durch den traditionellen Hintergrund dieses Projekts von der mystischen Wirkung des Müllerfuchses überwältigt sein. Sich dieser geheimnisvollen Atmosphäre in romantischen Nächten hinzugeben, scheint ein absolutes Muss eines Aufenthalts in Saalfelden Leogang zu sein.
Bilder: Michael Geißler