Die Überschreitung des Steinernen Meeres - von Saalfelden zum Königssee

Vor über 380 Jahren soll die Wallfahrt von Maria Alm nach St. Bartholomä, als Dank für die überstandene Pest, das erste Mal stattgefunden haben. Diese Wallfahrt gibt es immer noch und jährlich sind an die 2.000 Pilger/innen Teil davon. Schon lange stand diese Überschreitung auf meiner To-Do-Liste - aber möglichst ohne die Begleitung tausender Mitwanderer.

Genussvoll wandern

Nun war es soweit. Die Überschreitung sollte auf meiner Liste endlich abgehakt werden. Ganz allein wollte ich diese Erfahrung aber auch nicht machen und so holte ich mir hochkarätige Wanderunterstützung von meinen Kollegen Kristina und Lukas.

Die reine Gehzeit der gesamten Wanderung beträgt 8 - 10 Stunden (je nach Marschtempo), das heißt man sollte entweder sehr früh aufstehen oder die gemütlichere Variante wählen und am Vortag bereits zum Riemannhaus aufsteigen und am nächsten Tag, nach einem ausgiebigen Frühstück und ganz ohne Zeitdruck, die weitere Reise antreten. Um die Zeit auf dem Gebirgsplateau richtig genießen zu können, stand bei uns Variante 2 auf dem Programm.

Aufstieg zum Riemannhaus

Am frühen Abend ging es mit dem Auto von Saalfelden nach Maria Alm und dort zum Parkplatz Sandten, von dem aus die Wanderung gestartet werden kann. Der Marsch zum Riemannhaus ist nicht ganz ohne und erfordert auf jeden Fall Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Sich auf dem Ramseider Steig, inmitten der Felswand zu befinden, ist aber etwas Besonderes. Wenn man die Wand von weiter unten sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass dort überhaupt ein Weg entlangführen kann.

Nach einer 2,5 stündigen Wanderung erreichten wir das Riemannhaus. Dort checkten wir direkt in unser Schlaflager ein und machten uns einen gemütlichen Abend in der Stube und plauderten ausgelassen mit anderen Gästen. Sich die unterschiedlichen Geschichten der Wanderer anzuhören, ist spannend und bringt Inspiration. Viele befinden sich nämlich inmitten einer mehrtägigen Bergtour und haben einiges zu berichten.

Der frühe Vogel sieht die Sonne zuerst

Tagwache 4.30 Uhr morgens. Zu unser aller Verwunderung fiel uns das Aufstehen gar nicht schwer. Das hatten wir wohl der großen Vorfreude zu verdanken. Wir wollten unbedingt den Sonnenaufgang sehen und beschlossen dieses Ereignis vom Sommerstein aus zu genießen. Nach einer kurzen Wanderung von ca. einer halben Stunde, erreichten wir den Gipfel und beobachteten voller Wehmut wie sich erst der Horizont in die verschiedensten Rottöne färbte und danach die Sonne hinter der Schönfeldspitze hervorkam. Dies waren wirklich schöne und besondere Momente, die wir drei sicher nicht so schnell vergessen werden.

Next stop: Kärlingerhaus

Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum Kärlingerhaus, welches sich bereits über der österreichischen Grenze, im deutschen Berchtesgadener Land, befindet. Erst geht es, umgeben von imposanten Berggipfeln, über das karge Gebirgsplateau des Steinernen Meeres, bis einen der sich stetig bergab schlängelnde Pfad zu blumenübersäten Wiesen und schönen Wäldern führt. Nach ca. 2 Stunden Fußmarsch taucht vor einem der idyllische Funtensee, und dahinter das Kärlingerhaus auf. Wirklich ein herrlicher Anblick. Die Krönung war das kuschelige Begrüßungskomitee, das uns am See erwartete. Zwei Murmeltiere. Nach einer kleinen Stärkung auf der Terrasse des Kärlingerhauses, die wir uns in Form von leckerem Apfelstrudel mit Vanillesauce zuführten, konnte die Wanderung fortgesetzt werden.

Saugasse: Wo der Name Programm ist

Nach dem Kärlingerhaus beginnt der etwas ungute Teil der Gebirgsüberschreitung. Durch die sogenannte Saugasse, einer schluchtartigen Steilrinne, geht es über ca. 2 Stunden hinweg stetig bergab. Wer bei Überbelastung Probleme mit den Knien bekommt, sollte für diesen Abschnitt Stöcke parat haben. Wenn man die Saugasse hinter sich gebracht hat, wird man mit einem herrlichen Blick auf den Königssee belohnt, der einen die Strapazen kurz vergessen lässt, bevor es weitere 1,5 Stunden bergab geht. Umso schöner war der Moment, als wir tatsächlich endlich am Ufer des wunderschönen Königssees standen.

Endlich geschafft: Der Königssee empfängt uns

Ein Gefühl der Erleichterung und Zufriedenheit machte sich in uns breit. Wir hatten es geschafft und besiegelten dies mit einem High-5. Selten habe ich mich so sehr darüber gefreut, meine Füße in eiskaltes Wasser halten zu können. Eine echte Wohltat nach vielen Stunden in den Wanderschuhen. Wir machten es uns am See gemütlich und genossen die Sonne noch für eine Weile, bevor wir die letzten paar Meter bis nach St. Bartholomä hinter uns brachten. Von dort aus gelangten wir mit dem Schiff nach Schönau.

Wie kommt man nun zurück zum Ausgangspunkt?


Es gibt die Möglichkeit sich direkt vom Königssee ein Taxi bis zu seinem abgestellten PKW in Maria Alm zu nehmen. Laut Erzählungen eines Hüttenwirts betragen die Kosten hierfür an die 120,-€. Wenn man eine Gruppe von 3-4 Personen oder mehr ist, dann denke ich, dass sich diese Investition durchaus lohnt.

Man kann auch die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen (siehe Link zum Regionalbus Bayern). Das ist kostengünstiger, aber dauert auch entsprechend länger. Wir haben die allereinfachste Variante gewählt und uns abholen lassen. An dieser Stelle nochmals danke an unsere Kollegin Moni. :)

 

Hilfreiche Links:

Alpenverein

Regionalbus Bayern

 

 

Fazit

Die Überschreitung des Steinernen Meeres ist eine Wanderung, die man gemacht haben muss. Man sammelt unendlich viele Eindrücke, für deren Verarbeitung man mindestens noch den nächsten Tag braucht. Also, schreibt sie auf eure To-Do-Liste und versucht demnächst einen Haken dahinter zu setzen. Ihr werdet es nicht bereuen!

Bilder: Isabella de Lorenzo