Peter Hörl, Pistenmeister und Schneeflüsterer
Es ist einer dieser unglaublich schönen Wintertage. Die Sonnenstrahlen bringen die Schneekristalle zum Glitzern und der Himmel ist in ein helles Blau gefärbt. Der Weg führt mich nach Saalfelden Leogang, nach Hinterreit zum Peter Hörl. Laut Presse, TV und Erzählungen ist er wohl der beste Pistenpräparator der Welt und ein charismatisches Unikat obendrauf. Ich folge also den Schildern und komme zu einem hellblauen Lifthäuschen. Ich sehe sofort die vielgepriesenen Pisten und kann mein innerliches Jubeln nicht zurückhalten - ein perfekter Skitag erwartet mich!
Echtes Skivergnügen
Ich fahre also mit dem ersten Lift hinauf und beobachte schon aus der Ferne die Skirennläufer, die im irrsinnigen Tempo durch die Tore fahren. Drei Riesentorlaufstrecken nebeneinander sind gesteckt. Alle am selben Hang. Auf der anderen Seite sehe ich eine Schülergruppe, eine kleine Familie und ein paar einzelne Fahrer – so wie ich, alle nützen wir das schöne Wetter aus und genießen die Freude am Skifahren. Bei der Bergstation angekommen, beschließe ich noch ein paar Mal auf und ab zu fahren, um dann an den Pistenrand der Rennstrecke zu fahren und die Skirennläufer aus nächster Nähe beobachten zu können.
Zum Greifen nah
Es ist unglaublich. Bei allen Skirennen, bei denen ich bisher war, war ich überzeugt, den weltbesten Skirennläufern zum Greifen nah zu sein. Was mir aber hier passiert, übertrifft alles. Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr, Josef Ferstl, Linus Strasser, Sebastian Foss-Solevag, Henrik Kristoffersen, Cornelia Hütter, Maria Tviberg, Stephanie Brunner usw. - alle sind sie hier. Mitten unter der Woche. Während der Weltcup-Saison - und das Unglaubliche ist, dass es hier komplett ruhig ist. Keine Fans. Keine Presse. Vollkommene Idylle. Nun ja, es muss wohl wirklich was dran sein an den Erzählungen.
Die besten Skirennläufer der Welt
Meine Neugierde ist also endgültig entfacht und ich schwinge rüber zum Berggasthof, wo ich hoffe, Peter Hörl anzutreffen. Ich habe Glück. Er ist da und begrüßt mich freundlich. Ich lache ihm zurück in seine stechend blauen Augen und befinde mich bald in einem netten Gespräch. Obwohl er zuerst etwas verhalten und bescheiden ist, erzählt er mir trotzdem wie alles begann: "Mein Vater hat 1972 den ersten Lift gebaut. 1992 errichtete ich den zweiten. Bald folgte der Beschneiungsteich. Ich war damals der erste im Bundesland Salzburg, der einen baute." Es war Thomas Stangassinger, der Mitte der 90er Jahre durch Zufall zum ersten Mal hierher kam, um zu trainieren. Er fühlte sich sehr wohl und gewann sogar sein darauffolgendes Rennen. Es dauerte nicht lange und es folgte seine ganze Mannschaft, dann die Riesentorläufer und so machte die Geschichte ihren Lauf. Allein heute sind beispielsweise zehn Nationen hier, die weltbesten Skirennläufer. Sie trainieren hier, weil sie die besten Bedingungen vorfinden: Eine perfekt präparierte Piste, die auf einer Länge von 1.100 m mit zwei Steilhängen, zwei Geländekuppen und einem Flachstück alles bietet, um alle Schlüsselstellen üben zu können. Zudem haben sie hier ihre Ruhe.
Mit dem Schnee musst du reden
Ja, sie haben hier wirklich alles. So war es eher die Regel als die Ausnahme, dass weltbekannte Rennläufer wie Lindsey Vonn in die Gaststube kommen und sich bei Peter für die perfekt präparierte Piste bedanken. Er erzählt, dass Lindsey über zwölf Jahren zum Trainieren zum Hinterreit-Lift kam. "Wie schaffst du es, solche Bedingungen zu schaffen?" Peter schaut mich bescheiden an und meint: "Mit dem Schnee musst du reden. Du kannst die Piste nicht präparieren, nur weil der Lift um 16.00 Uhr zusperrt und du jetzt Zeit hast. Das Wetter und die Temperatur müssen passen, damit der Schnee das alles aushält. Manchmal sitze ich bis zu 18 Stunden in der Pistenraupe. Aber normalerweise sind es so acht Stunden, die ich brauche, um die Piste in einen möglichst optimalen Zustand zu bringen." Ein wenig stolz erzählt er weiter, dass er jeden Tag die Pisten so präpariert, dass hier trainiert werden kann - sogar im vorletzten Winter, als es so viel schneite.
Bescheidenheit ist die schönste Tugend
Im weiteren Gespräch erfahre ich, dass ihn mit den Skifahrern eine tiefe Freundschaft verbindet. Michael Walchhofer hätte ihn schon ein paar Mal zu diversen Rennen einladen wollen, aber er konnte sich nie frei nehmen, da er sich zu Hause nicht nur um die Piste kümmert, sondern auch um den Gasthof und die Landwirtschaft. Als der Michael aber sein letztes Rennen in der Lenzerheide bestritt, nahm Peter sein Angebot doch an und fuhr für vier Tage in die Schweiz. Noch heute besuchen ihn Michael Walchhofer, Hermann Maier, Didier Cuche und Michael von Grüningen. Apropos Hermann Maier: Er wollte Peter Hörl als Pistenpräparator beim Sommertraining in Chile engagieren, aber da musste der Peter wieder absagen, denn im Sommer macht er ja das Heu für die Kühe.
Ein Buch für Peter
Zum Abschluss zeigt mir Peter noch ein Buch, in dem sich die Skistars verewigt haben, um sich so nochmals bei Peter bedanken zu können. Fredrik Nyberg schreibt zum Beispiel, dass er auf vielen Trainingsplätzen war, aber keiner so gut ist wie der in Hinterreit. Didier Cuche bedankt sich ebenso wie Hermann Maier - das Buch ist dick und voll mit Glückwünschen und herzlichen Worten. Geschichten gäbe es wohl viele zu erzählen, aber alles muss man nicht ausplaudern. Vielleicht ein weiterer Grund, warum sich hier heroben alle so wohlfühlen, denn Privatsphäre wird hier abseits vom Medienrummel absolut geboten.