UNESCO Kulturerbe: Die Pinzgauer Festtagstracht
Garnierspenzer, Steppmieder und Hut wurden von der UNESCO in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Was es mit der Pinzgauer Festtagstracht auf sich hat und wie sie den Weg in diese Liste gefunden hat, haben wir herausgefunden.
Gut angezogen
Wer schon einmal bei einer der vielen Brauchtumsveranstaltungen in Saalfelden Leogang war, hat sie bestimmt schon gesehen: die vielen Frauen in traditioneller Pinzgauer Festtagstracht, salopp Überrock und in der Fachliteratur Garnierspenzer genannt. Anmutig und stolz tragen die Frauen das festliche Gewand und verleihen damit jedem Fest einen besonderen Glanz.
Auszeichnung der UNESCO
Als immaterielles Kulturerbe der UNESCO werden kulturelle Ausdrucksformen bezeichnet, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden. Dass es die Pinzgauer Festtagstracht in diese Liste geschafft hat, ist dem Engagement zweier Schneidermeisterinnen zu verdanken: Christine Eberl und Sandra Thaier aus Leogang. Redlich unterstützt wurden sie bei der umfangreichen Bewerbung vom Bergbau- und Gotikmuseum Leogang. Im November 2021 war es dann soweit: Die UNESCO-Kommission erkannte die Pinzgauer Festtagstracht als immaterielles Kulturerbe an. Die feierliche Verleihung der Auszeichnung fand im Juli 2022 statt, in Leogang wohlgemerkt.
Von Generation zu Generation
"Meinen Überrock habe ich von meiner Großmutter geerbt. Ich habe ihn etwas anpassen lassen und nun trage ich ihn sehr gerne zu festlichen Anlässen. Man fühlt sich damit ganz besonders.", erzählt eine junge Leogangerin. Früher war es so, dass eine junge Frau zur Hochzeit einen Überrock bekam, der sie von da an als Sonntags- und Feiertagstracht ihr ganzes Leben begleitete - und auch heute wird diese Tradition noch gelebt. Die Grundzüge der Steppmieder- und der Garnierspenzertracht reichen sogar bis in das 17. Jahrhundert zurück, erste bildliche Nachweise der Festtagstracht stammen von etwa 1850. "Die Weitergabe der Tracht über Generationen erfüllt eine besondere soziale Funktion. So freut es mich sehr, dass die Trägerinnen besonders stolz sind, die Tracht ihrer Mütter oder Großmütter tragen zu dürfen", betont Hermann Mayrhofer, der das Projekt als Kustos des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang unterstützt und weist auch auf die damit einhergehende Nachhaltigkeit hin.
Garnierspenzer, Hut und Steppmieder
Heute umfasst die Tracht in kompletter Ausführung acht Teile, die je nach Anlass kombiniert getragen werden können: Rock und Oberteil sind getrennte Kleidungsstücke, die mit einem Silberhaken verbunden sind und der Rock ist die gleichbleibende Komponente der Tracht. An Sonntagen führt man die Tracht als Miedergewand aus, bestehend aus Steppmieder und dem "Unterröckl". Zu bedeutenden Anlässen zeigt man sich im Garnierspenzer. Die Farbe der Schürze und des Brusttuches werden dem jeweiligen Anlass angepasst, so werden bei Beerdigungen dunkle und bei fröhlichen Anlässen hellere Farben getragen. Komplettiert wird die Tracht mit dem sogenannten Bürstelhut. Besonders das Steppmieder ist äußerst vielfältig, lässt sich für verschiedenste Anlässe passend kombinieren und passt somit hervorragend in die heutige Zeit.
Höchste handwerkliche Fähigkeiten
Garnierspenzer und Steppmieder werden in allen Salzburger Gebirgsgauen, also auch im Pongau und Lungau, als Festtagstracht getragen. Die Pinzgauer Tracht sticht dabei durch die besonders aufwendige Gestaltung der Oberteile hervor. Die Anbringung der Blumen aus Seide und die Reliefstepperei auf dem Mieder verlangen höchste handwerkliche Fähigkeiten, wie sie nur noch wenige können. Schneidermeisterin Christine Eberl fertigt pro Jahr etwa nur einen Überrock an, da dieser einen Arbeitsaufwand von ca. 140 Stunden darstellt.
Bilder: Susanne Bayer Fotografie