Waldbaden am Asitz: Natur erleben und innere Ruhe finden

An einem klaren Herbsttag bietet sich endlich wieder die Gelegenheit, mit meiner guten Freundin Elli die Berge unserer Heimat zu erkunden. Die Region Saalfelden Leogang ist ein wahres Paradies für Naturbegeisterte. Ob wir zum Spielberghorn, zur Passauer Hütte oder zur Peter-Wiechenthaler-Hütte aufbrechen - jede Tour hat ihren eigenen Charme. Dieses Mal verschlägt es uns jedoch auf den Asitz, wo wir etwas ganz Neues ausprobieren: Waldbaden. Dabei wollen wir bewusst den Alltagsstress hinter uns lassen und die herbstliche Landschaft in vollen Zügen aufsaugen.

Mit der Steinbergbahn auf den "Berg der Sinne"

Schon die Fahrt mit der Steinbergbahn lässt uns den Alltag vergessen. Während die Kabine gemächlich an Höhe gewinnt, breitet sich unter uns ein dicker Nebelteppich aus, und die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg. Oben angekommen, empfängt uns die frische Bergluft und ein beeindruckendes Panorama. Die umliegenden Gipfel ragen majestätisch in den Himmel, teilweise noch von leichtem Nebel umhüllt. Ein Augenblick, der uns innehalten und tief durchatmen lässt. Der perfekte Start für unser heutiges Abenteuer.
 

Waldbaden - die heilende Kraft der Natur

Nach einer kurzen Orientierung erreichen wir den Einstieg des Waldbaden-Wanderwegs. Ein großer Torbogen markiert den Anfang, und auf der ersten Infotafel erfahren wir Wissenswertes über das „Shinrin Yoku“, wie Waldbaden in Japan genannt wird. Es geht darum, die Sinne zu schärfen und in der Natur vollständig zur Ruhe zu kommen. Der Pfad führt über 8,2 Kilometer und 14 verschiedene Stationen von der Berg- bis zur Talstation. Ein Erlebnis, das uns entschleunigt und die Welt um uns herum in den Hintergrund treten lässt.

Einfach sein am Hochmoor

Besonders verzaubert hat uns das Hochmoor am Kniestichkogel, das sich auf einer Höhe von 1.532 Metern erstreckt. Auf bequemen Liegebänken lassen Elli und ich die mystische Atmosphäre auf uns wirken - hier oben scheint die Zeit stillzustehen. Ein einzigartiger Ort, der durch das Salzburger Naturschutzgesetz geschützt ist und vielen seltenen Tierarten ein Zuhause bietet. Das Betreten ist daher streng verboten, aber die Aussicht von hier reicht vollkommen, um die Magie dieses Ortes zu spüren.

Dem Nebelmeer entgegen

Nach unserer Pause geht es weiter, bis wir eine hölzerne Aussichtsplattform erreichen. Von hier eröffnet sich uns ein grandioser Blick auf die umliegenden Berggipfel - zumindest theoretisch. Heute fordert das Nebelmeer unsere Vorstellungskraft heraus, und wir lachen darüber, dass wir wohl mal wieder einen Auffrischungskurs in "Gipfeln erkennen" gebrauchen könnten. Ein Schnappschuss vor dieser surrealen Kulisse darf trotzdem nicht fehlen.

Einatmen - Ausatmen

Wenig später gelangen wir zu einer idyllischen Lichtung, die "Baumeinheit" genannt wird. Hier laden Bäume zum Anlehnen und Baumstümpfe zum Sitzen ein. Es ist der perfekte Ort, um durch bewusstes Atmen zur Ruhe zu kommen. Während Elli in ihrer meditativen Übung aufgeht, genieße ich die Atmosphäre auf meine ganz eigene Weise - mit einem Lächeln im Gesicht und einem tiefen Atemzug frischer Bergluft.

Yoga für Anfänger

Auf unserem Weg passieren wir die Mittelstation der Steinbergbahn - ein guter Zwischenstopp für alle, die nicht den gesamten Pfad laufen wollen. Doch Elli und ich setzen unsere Wanderung fort, bis wir zu einer leeren Plattform mit dem Namen "Yoga-Platz" gelangen. Der Gedanke an Yoga bringt mich erst einmal zum Schmunzeln, aber warum nicht etwas Neues ausprobieren? In den Schneidersitz zu kommen, schaffe ich immerhin - und der weite Blick über die Nebelfelder entschädigt für meine wackeligen Versuche.

Ein letzter Blick ins Tal

Je näher wir der Talstation kommen, desto dichter wird der Nebel, und die Stimmung wird fast magisch. Am "Sagenplatz" genieße ich einen letzten Blick auf das Steinerne Meer und die Leoganger Steinberge, während Elli in einer Waldschaukel die Seele baumeln lässt. Die letzten Schritte führen uns tiefer in den Wald hinein, und die Mystik des Ortes wird immer greifbarer.

Zwischen Licht und Nebel

Im dichten Wald fällt uns die Schönheit des Herbstes besonders auf. Die Sonnenstrahlen durchdringen die Nebelschwaden und zeichnen weiche Silhouetten der Bäume. Es fühlt sich an, als würden wir durch ein Gemälde wandern - die Stille und das goldene Licht sind überwältigend. Wir folgen einem kleinen Bach talabwärts, und bald erreichen wir das Ende des Waldbaden-Wegs.

Himmelbett und Wasserfall

Bevor wir uns verabschieden, wartet noch ein Highlight auf uns: ein malerischer Wasserfall, der leise plätschert. Doch vorher gönnen wir uns eine letzte Rast in einem großen Himmelbett, das uns dazu einlädt, den Blick in die Baumwipfel schweifen zu lassen. Vogelgezwitscher und der Duft von feuchtem Moos machen diesen Moment vollkommen. Als wir uns dem Wasserfall nähern und sein Rauschen immer lauter wird, schließen wir die Augen und lassen den Tag in aller Ruhe ausklingen. Ein perfektes Ende für einen perfekten Herbsttag am Asitz.

Fazit

Das Waldbaden am Asitz ist eine wunderbare Möglichkeit, die Natur auf eine ganz neue Art zu erleben. Die Ruhe des Waldes, die klare Bergluft und die intensiven Eindrücke der herbstlichen Landschaft machen diese Wanderung zu einem besonderen Erlebnis. Wer abschalten und die Verbundenheit mit der Natur spüren möchte, findet hier genau den richtigen Ort, um neue Energie zu tanken. Ich kann es nur jedem empfehlen - vor allem im goldenen Herbst.

Bilder: Michael Geißler