"Ich war ein Knappe" - Erinnerungen an den Untertagebau

Heute nahezu unvorstellbar und doch noch gar nicht so lange her: Sepp Maier erzählt uns, wie er von 1950 bis 1970 am Leoganger Spielberg Magnesit abgebaut hat. Mit bloßen Händen, einem ganz normalen Bohrer, ohne Schutzmaske und einem Helm wie einem Pappendeckel.

Die Arbeit von damals

Das Bergbaumuseum und Schaubergwerk im Leoganger Ortsteil Hütten zeichnen die wechselvolle, jahrtausendealte Geschichte des Erzabbaus nach. Einer, der noch selbst unter Tage gearbeitet hatte, war Sepp Maier. Ganz vorne im Stollen, direkt am Fels, da sei sein Arbeitsplatz gewesen, erinnerte sich der Leoganger im Herbst 2010: "Das war eine schwere Schufterei. Mit einem ganz normalen Bohrer musste man sich damals durch das harte Gestein arbeiten."

Unter Tage

Von 1950 bis 1970 hatte er am Leoganger Spielberg Magnesit abgebaut. Lediglich kleines Gerät und seine bloßen Hände standen ihm dabei zur Verfügung. Technische Ausrüstungen wie man sie heute kennt, gab es seinerzeit noch nicht. "In den ersten Jahren hatten wir ja nicht einmal ordentliche Kleidung. Der Helm war mehr ein Pappendeckel als alles andere, und Schutzmasken gab es auch keine", erzählte Sepp Maier. Gott sei Dank sei ihm nie etwas Gröberes zugestoßen bei der Arbeit in der Mine. Ein Freund habe damals ein Auge verloren, erinnerte sich der Leoganger: "Da wurde eine Munition, die nicht gezündet hat, vergessen. Ein Kamerad hat draufgebohrt. Bei der versehentlichen Sprengung hat es ihm einen Stein ins Auge geschleudert. Das war nicht mehr zu retten." Bis zur Schließung des Bergwerks in Leogang hatte Sepp Maier dort gearbeitet. Ende Oktober 2010 ist der einstige Knappe im Alter von 82 Jahren unerwartet verstorben.

 

Geschichte des Bergbaus

Erstmals urkundlich erwähnt hat man das Hüttenwesen in Leogang 1425. Abgebaut wurden Silber-, Kupfer-, Nickel-, Kobalt- und Bleierze. Im 18. Jahrhundert wurde die Gemeinde sogar europaweit berühmt für seinen Reichtum an Kobalt- und Nickelerzen. So war es Leogang ein Anliegen, seine eigene Geschichte - auch nach dem Ende des aktiven Bergbaus im Jahr 1970 - anschaulich zu machen und lebendig zu erhalten. 1992 konnte im Ortsteil Hütten das Bergbau- und Gotikmuseum eröffnet werden.

 

Das Bergbaumusem

Museumskustos Hermann Mayrhofer besaß zunächst nicht ein einziges Ausstellungsstück. Mit viel Engagement und Idealismus hat er im Lauf der Jahre eine Reihe an beachtlichen Schätzen zusammengetragen. Im Museum wird einerseits die 3.000 Jahre lange Historie der Gemeinde als Bergwerks-Ort nachgezeichnet. Dabei erhalten nicht nur Schönheit und Reichtum der Mineralien ihren Platz, sondern auch die Mühen und Plagen eines Lebens unter Tage. Andererseits ist das Kleinod mittlerweile weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt für eine einmalige Gotik-Sammlung.

Das Schaubergwerk

Auch die gut erhaltenen, historischen Stollen der heute zum Schaubergwerk umfunktionierten Grube vermitteln heute einen Eindruck vom schweren Bergbaualltag. Begebt euch von Ende Mai bis Ende Oktober auf die Spuren von Sepp Maier. Lasst euch durch das von Hand "geschrämte" Stollensystem führen und erlebt die Methoden des Erzabbaus buchstäblich hautnah.