Wandern über die Jahrzehnte
Er war einer der ersten Wanderführer überhaupt in Saalfelden Leogang – und ist noch immer unterwegs. Mit Vergnügen. Doch eine Sache versteht Edi manchmal nicht ganz.
Ein echtes Urgestein
"Ich bin schon noch oft unterwegs", sagt Edi Hammerschmid nicht ohne Stolz. Mit "unterwegs" meint er: In den Bergen. Was man an dieser Stelle gleich hinzufügen muss: Edi, einer der ersten Wanderführer der Region, ist 78. Und eben immer noch aktiv. Deshalb kennt man ihn in Leogang. Besser gesagt: Jeder kennt ihn. Edi genießt das: "Man spürt einfach die Wertschätzung." Nur einmal sei es ein wenig lästig gewesen: "Ich hatte einen Gips an der Hand. Da konnte ich fast nicht aus dem Haus gehen, weil ich jedem erklären musste was passiert ist."
Die wichtigen Dinge
Die Ausbildung zum Wanderführer hat Edi bereits in den 80er-Jahren gemacht. Damals begann der gelernte Maurer als Schulwart zu arbeiten, und Wandern ließ sich mit den Sommerferien und der insgesamt recht freien Zeiteinteilung ganz gut verbinden. "Es gab eine Ausschreibung vom Tourismusverband", erzählt Edi. "Das waren die ersten Wanderführer-Ausbildungen überhaupt. Bis dahin sind die Hotelchefs einfach selber mitgegangen." Erste Hilfe war der wichtigste Aspekt bei der Ausbildung, erinnert er sich. Und dass man "das Wetter lesen kann". Den Umgang mit Gästen hingegen, den musste man im Gefühl haben. Edi tut sich da leicht, bietet immer gleich das "Du" an. "Das passt dann auch und man spricht über Gott und die Welt." Als Wanderführer war und ist ihm immer wichtig, dass sich die Gruppe an den Langsameren orientiert: "Der Schnelle kann langsamer gehen, der Langsame aber nicht schneller." Logisch.
Es gibt kein schlechtes Wetter,...
Dass das Wandern in Saalfelden Leogang heute beliebter ist denn je, wundert Edi wenig. "Man braucht nicht viel: gutes Schuhwerk, einen Rucksack und Wasser." Einfach wandern eben. Unterwegs ist Edi übrigens auch wenn es regnet. Eine sehr empfehlenswerte Erfahrung, wie er meint: "Man erlebt die Natur auf eine ganz andere Art und kriegt ganz andere Eindrücke. Ich sage sowieso immer - unabhängig vom Wetter - dass man einen Weg tausendmal gehen und trotzdem immer etwas Neues entdecken kann."
Der Stress bleibt zuhause
Seit über drei Jahrzehnten ist Edi nun mit Jung und Alt in den Bergen. Er geht gerne auf seine Gäste ein, passt sich ihren unterschiedlichen Ansprüchen an. Nur eine Sache versteht Edi manchmal nicht so ganz: "Manche Leute fragen schon in der Früh wann wir zurück sein werden - weil sie noch etwas vorhaben. Die haben sogar im Urlaub Stress." Doch auch für "Stress im Urlaub" hat Edi eine Lösung: "Man geht dann einfach mal los. Und dann schaltet sich der Kopf ab - und man lässt die Seele baumeln."
Bilder: Florian Lechner