10 Kurzgeschichten vom 40. Jazzfestival Saalfelden 2019 | Teil 1

Das war ein grandioses erstes Jazzfestival Saalfelden - also für mich das erste als Mitarbeiterin. Und ich hatte dabei den coolsten aller Jobs. Gemeinsam mit einer Kollegin führte ich unsere Fans auf Instagram und Facebook durch das Festival und war so fast überall mit dabei. Ich habe so viele coole Menschen kennen gelernt und Geschichten erfahren, die ich hier mit euch teilen werde!

Das war es also, mein erstes Jazzfestival als Mitarbeiterin. In Wahrheit war es aber schon das 40. Festival und damit sozusagen eine Jubiläumsausgabe. Und die hatte es in sich. Über 80 Konzerte - 60 davon bei freiem Eintritt - auf mehreren Bühnen, die über die ganze Region verteilt waren, zeigten den eingeschworenen Jazzfans und Jazzneulingen gleichermaßen die Vielseitigkeit des Jazz! Auch ich habe ganz neue Facetten der Musikrichtung kennengelernt. Groß geschrieben wird bei uns Free Jazz, genial vertreten durch Manu Mayr, Binker Moses Esemble und Co. Doch auch happy Swingsound von Marina and the Kats, chillige DJ-Sets à la Soundframe, Jazz mit Indietouch von Buntspecht und Jazz-Punk von Botticelli Baby finden in Saalfelden einen Platz. Es war einfach grandios da dabei zu sein. Das lag auch daran, dass ich wirklich mitten drin war. Ich hab mit Besuchern, Künstlern, Organistoren und Mitarbeiter gesprochen und so viele tolle Menschen dabei kennen gelernt. Diese Menschen und ihre Geschichten hab ich hier mal für euch ein bisschen zusammengeschrieben. Hier kommen die ersten fünf - viel Spaß damit!

1. Die coolste Stagecrew aller Zeiten

Die Stagecrew beim Jazzfestival Saalfelden ist eigentlich alles andere als eine Stagecrew. Die Jungs sind nämlich fast alle Musiker und nutzen das Jazzfestival als Klassentreffen. Nein, so ist es natürlich auch nicht - aber fast. Es hat alles mit Clemens Radauer angefangen. Der gebürtige Saalfeldner ist mit dem Jazzfestival großgeworden. Sein Vater ist immerhin einer von denen, die das Jazzfestival mit aufgebaut haben. Gefühlt seit er denken kann, hilft er beim Jazzfestival mit. Auch als es ihn dann nach Wien zog, war das Jazzfestival ein Fixpunkt im Sommer. Und da man ja immer wieder eine helfende Hand braucht, spannte er seine Wiener Kumpel - als sie ihre Brötchen noch nicht mit ihrer Musik verdienten - ein. Inzwischen sind sie erfolgreich und unter anderem als CID RIM, The CloniOUs, Zanshin und Ogris Debris bekannt, kommen aber immer noch jeden Sommer nach Saalfelden, um hier für Ordnung auf den Stages zu sorgen. Das ist dann quasi ihr Klassentreffen. Kann dann schon mal passieren, dass die Wiener Bands, die beim Jazzfestival auftreten, etwas verwirrt sind, wenn die Musikerkollegen plötzlich als Crew hinter der Bühen stehen. Dieses Jahr spannten wir aber drei von ihnen auch auf der Bühne ein, und zwar bei den ParkTracks. Ein großes Dankeschön an CID RIM, The CloniOUs und Zanshin für eure Auftritte! Für mich schreit das nach einer Wiederholung ;)

2. Verwirrung in der Künstler Betreuung

Im Hintergrund ist ein Festival mit so vielen Konzerten und Bands eine richtige Herausforderung. Die Musikanten müssen herkommen, brauchen eine Unterkunft und müssen auch während dem Festival von A nach B kommen. Das ist ein großer logistischer Aufwand, denn bei 83 Konzerten kommen viele Künstler zusammen. Da kann es schon zu einiger Verwirrung kommen. Dass eine Band mehrmals auftritt, lässt sich ja noch leicht in die Planung integrieren. Spannend wird es, wenn ein Musiker bei verschiedenen Bands mitspielt. Und richtig irritierend ist es, wenn die selben Musiker in zwei Bands spielen. Das passierte uns mit der Schwing Jazz Band, die auch als Neon and the Deons auftraten. Und zwar eins zu eins mit der gleichen Besetzung. Zum Glück hat unsere Programmierung davon gewusst und die beiden Bands nicht zur gleichen Zeit auf zwei Bühnen spielen lassen. ;)

3. 7,5 Tonnen Instrumente

Ich hab bei diesem Festival auch ganz schön viel gelernt. Unter anderem, dass die Künstler gar nicht alle mit ihren Instrumenten anreisen. Doch worauf spielen sie dann? Dafür ist Bobby Leiser zuständig. Der Schweizer hat ein Unternehmen, dass sich auf die Bereitstellung der Backline spezialisiert hat. Er und sein Team sorgen dafür, dass jeder Musiker die Instrumente und die Technik bekommt, die er oder sie für den Auftritt braucht. Die Kunst dabei: So viel wie notwendig und doch so wenig wie möglich zu bringen. Trotzdem kommen dann schon mal 7,5 Tonnen an Instrumenten und Technik zusammen. Doch das war nicht die einzige Herausforderung für die Swiss Cheese and Chocolate Backline. An dem Wochenende, als das Jazzfestival stattfand, verlieh das Unternehmen auch noch an vier andere Festivals. Um das zu stemmen, musste das Unternehmen mehr Instrumente anschaffen - um einen Preis im Millionenbereich. 

4. Kuriose Geschichten aus dem Ticket Office

Meine Kolleginnnen aus dem Ticket Office haben auch immer wieder lustige Anekdoten parat. Hier eine meiner Lieblingsgeschichten. Für die Konzerte auf der MainStage gibt es Tagestickets und die Besucher können sich einen fixen Sitzplatz aussuchen. Viele langjährige Jazzler legen sehr viel Wert darauf, immer den gleichen Platz zu haben. Einer dieser langjährigen Besucher will also - wie jedes Jahr - sein Platzticket kaufen und leider muss ihm meine Kollegin mitteilen, dass dieser Platz schon vergeben ist. Da sagt er ganz überrascht "Nein, dann war er dieses Jahr schneller" und meint damit einen Platzkonkurenten und nennt ihn sogar beim Namen. Seine Methode mit der Niederlage umzugehen: "Geben Sie mir den Platz dahinter!" Ein Tipp für alle, die ihren Stammplatz haben wollen: Der Ticketverkauf für das 41. International Jazzfestival Saalfelden 2020 startet am 3. Februar 2020!

Nein, dann war er dieses Jahr schneller!

Ein langjähriger Jazzbesucher bei der Ticketbestellung

5. Club der Freunde schafft Freundschaften

Das Jazzfestival ist nicht nur für unsere Stagecrew zu einer schönen Tradition geworden. Für viele Besucher gehört unser Festival jedes Jahr dazu. So auch für Alex und Günter. Seit Jahren kommen die beiden zum Jazzfestival. Zu zweit im Sommer und im Winter zum 3 Tage Jazz nehmen sie ihre Familien mit. Da liegt es natürlich nahe, dass sie auch zum Club der Freunde gehören. Zu diesem Glück kamen sie allerdings nicht gerade freiwillig. Ein letztes Bier wollten sie sich noch gönnen und sich dann auf den Heimweg machen, doch dann setzen sich da einfach die Organisatoren dazu. Beim Reden kommen die Leute zusammen und - zack, bumm - waren Alex und Günter schon im Club der Freunde. Und seit dem genießen sie die Vorteile des Clubs und kommen fast noch lieber zu uns nach Saalfelden ;) Kennengelernt hab ich die beiden am Donnerstag - also am ersten Tag des Festivals. Und obwohl wir Tausende von Besuchern hatten in den vier Tagen, traf ich Alex und Günter fast an jedem Tag wieder - im Nexus, im Gericht, bei der MainStage. Es war richtig genial sie immer wieder zu sehen und zu erfahren, wie es ihnen so gefällt. Ich freu mich schon, wenn ich die beiden vielleicht im Winter wieder treffe.

So, das waren die ersten fünf Geschichten vom 40. Jazzfestival Saalfelden. Alle 10 auf einmal wären dann doch ein bisschen sehr lang geworden. Doch keine Sorge, bald kommt ihr in den Genuss der nächsten fünf.

 

 

Bilder: Michael Geißler, Matthias Heschl, Kristina Seer